Poster2006
 
 
  || HOME ||
   
 
WAS WIR NICHT BRAUCHEN:

Goleo

Auf Hosen verzichten darf allenfalls Donald Duck und selbst der zieht zum Schwimmen eine Hose an. Oder um es mit den Worten von Oliver Kalkofe (TV Spielfilm, Heft 01/06, S. 222) zu sagen:

Maskottchen-Terror

Vorhang auf für das neueste blöde Sport-Maskottchen zum Würgen: WM-Löwe Goleo & Pille, der sprechende Fußball! Willkommen in Doofenhausen: ein verfilzter Zwei-Meter-Zeckenteppich zum Knuddeln, der dummes Zeug mit seinem Leder-Ei labert. Wobei die zauselige Flokati-Rübe allerdings pfiffig und verschmitzt sein soll, letztlich aber doch nur aussieht wie Westerwelle mit Vogelgrippe oder Gottschalk von 'nem schwulen Werwolf gebissen.

Neues von Goleo:

„Goleo“ stürzt Nici in die Krise

16. Mai 2006 
Schon bei der Vorstellung vor eineinhalb Jahren sorgte das WM-Maskottchen für Hohn und Spott: „Wetten, dass..?“-Showmaster Thomas Gottschalk fragte öffentlich, ob die Großmutter des struppigen WM-Löwe „Goleo“ nicht ein Lama gewesen sei. Andere sprachen vom „langen Elend“ und „Zottelvieh“. Auch später machte die Diskussion über „Goleos“ fehlende Hose den WM-Löwen eher zur Lachnummer als zum begehrenswerten Souvenir.

Jetzt brachte die geringe Beliebtheit des Maskottchens den bayerischen Plüschtier-Hersteller Nici an den Rand eines Insolvenzantrags. „Das Unternehmen steckt in einer ernst zu nehmenden finanziellen Situation“, sagte Marketingleiter Uwe Klimach am Montag.

Das Management des Altenkunstadter Unternehmens prüfe derzeit einen Insolvenzantrag. Welche Auswirkungen eine Firmeninsolvenz drei Wochen vor Beginn der Fußball-WM auf die Herstellung des WM-Maskottchen habe, sei noch unklar, sagte Klimach. Nici besitzt die exklusiven Rechte für die Herstellung des „Goleo“ als Plüschfigur. Branchenbeobachter vermuten, daß den hohen Produktionszahlen vergleichsweise geringe Absatzmengen gegenüberstehen - und bei Nici nun zu einem Liquiditätsengpaß führten.

„Das war für uns alle schockierend“

Der Hinweis auf die Zahlungsschwierigkeiten habe sich erst am vergangenen Freitag ergeben. „Das war für uns alle schockierend.“ Eine der Ursachen für die finanzielle Schieflage des Unternehmens mit 400 Mitarbeitern sei die Herstellung der in Lizenz gefertigten „Goleo“-Plüschfiguren. „Das Lizenzthema spielt dabei eine große Rolle“, sagte Klimach. „Wir haben Schwierigkeiten damit, daß „Goleo“ nicht zum Erfolg wurde.“

Mit der geplanten Insolvenz hoffe das Management, schnell und flexibel auf die schwierige Situation reagieren „und dem Tagesgeschäft wieder nachgehen zu können“, erläuterte Klimach. „Nici hat einen hohen Marktwert und volle Auftragsbücher. Wir wollen daher alles tun, damit Nici nicht gefährdet wird.“ Ziel sei keinesfalls die Schließung des Unternehmens, sondern „aus der schwierigen Situation herauszukommen“.

WM-Löwen in allen Varianten

Nici stellt den WM-Löwen in allen Varianten und Preisklassen her: Vom zwölf Zentimeter kleinen Schlüsselanhänger bis zum zwei Meter großen Plüschlöwen. Nici hatte mit der von EM.TV erworbenen „Goleo“-Plüschtier-Lizenz große Hoffnungen verbunden. Das von der Jim Henson Company, den Vätern der „Muppets“ und der „Sesamstraße“, entworfene Zotteltier sollte in Millionenauflage auf den Markt kommen und getragen von der WM-Euphorie im Gastgeberland für Umsatzsprünge sorgen.

Im Jahr 2004 erwirtschaftete Nici bei einem Umsatz von 130 Millionen Euro einen Gewinn von 12,2 Millionen Euro. Neben „Goleo“ und anderen Plüschtier-Charakteren aus TV-Kindersendungen vertreibt das Unternehmen modische Geschenkartikel, wie es in einer Firmen-Selbstdarstellung heißt. Mit seiner Marke „Nici Sport“ spricht das Unternehmen zudem sportlich ambitionierte Jugendliche und Erwachsene an. Nici galt bislang als eines der wachstumsstärksten Unternehmen in Bayern. In der Firmenzentrale sitzen ausschließlich Vertriebs- und Marketingmanager, Produktdesigner und Entwickler. Hergestellt werden die Produkte - wie in der Spielwarenbranche üblich - hingegen in Hongkong.

Text: FAZ.NET mit Material von dpa
Bildmaterial: dpa/dpaweb, picture-alliance/ dpa/dpaweb